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Atypische Essstörungen: Die Bandbreite
der Erkrankung und ihre Auswirkungen

Der Blick in den Spiegel wird zur täglichen Tortur, die Körperwahrnehmung ist verzerrt, und das ständige Zählen von Kalorien beherrscht den Alltag – klassische Symptome von Essstörungen. Doch nicht alle Essstörungen passen in die gängigen Schubladen. Atypische Essstörungen sind schwerer zu erkennen, aber deshalb nicht weniger bedeutsam.Essstörungen sind oft vielschichtig und nicht auf eine einzige Kategorie beschränkt. Magersucht kann sich mit Binge-Eating oder Bulimie vermengen. Atypische Essstörungen sind nicht klar definiert und können zeitlich begrenzt sein. Ihre Erkennung und Behandlung sind daher anspruchsvoll, aber von entscheidender Bedeutung.

Atypische Anorexie: Mehr als nur Gewichtsverlust

Atypische Anorexie weist die Merkmale der klassischen Anorexie auf, doch das Gewicht liegt im Normalbereich oder darüber. Das Tückische: Aufgrund des scheinbaren Normalgewichts bleibt die Anorexie oft unerkannt, obwohl die klassischen Folgen einer Mangelernährung auftreten können, was diese Form nicht weniger lebensgefährlich macht.

Atypische Bulimie und Binge-Eating: Ein Balanceakt

Atypische Bulimie oder Ess-Brech-Sucht weisen alle Kriterien der klassischen Bulimie auf, jedoch sind die Essanfälle seltener, genauso wie die darauf folgenden Gegenmaßnahmen. Ähnlich verhält es sich bei der Binge-Eating-Störung. Die Attacken sind kürzer und weniger häufig, aber gelegentlich werden dennoch Gegenmaßnahmen wie Erbrechen ergriffen.
Weitere Atypische Essstörungen: Vielfalt und Komplexität

Night-Eating-Syndrome: Ein Großteil der Nahrungsaufnahme erfolgt in der Nacht oder am späten Abend, selten in übermäßigen Mengen. Verschobene Tag-Nacht-Rhythmen und Schlafprobleme sind häufige Begleiter, ebenso die Angst vor nächtlichem Essen.  

Purging-Störung: Ähnlich wie bei Bulimie werden nach geringen Nahrungsmengen Gegenmaßnahmen wie Erbrechen ergriffen, um subjektiv empfundene Übermengen zu regulieren.

Pica: Betroffene nehmen nicht essbare Substanzen wie Papier, Haare oder Lehm zu sich, besonders bei Kindern oder Personen mit intellektuellen Störungen.

Orthorexie: Der Zwang, ausschließlich gesunde Lebensmittel zu konsumieren, kann zu starken psychischen und physischen Beeinträchtigungen führen.

Ruminationsstörung: Das Hochwürgen der Nahrung nach der Aufnahme ist charakteristisch, kann willkürlich erfolgen und birgt gesundheitliche Risiken.

Erkennung von Atypischen Essstörungen: Der schwierige Weg zur Diagnose

Grundsätzlich beginnt eine Essstörung, wenn eine übermäßige Beschäftigung mit dem Thema Essen stattfindet. Der Begriff "Atypische Essstörung" ist vielen unbekannt, doch sie sind verbreiteter als klassische Formen. Eine frühzeitige Erkennung gestaltet sich aufgrund der uneindeutigen Symptome schwierig, vor allem bei Frauen, die häufiger betroffen sind.

Der Weg zur Genesung

Die Einsicht, dass man an einer Essstörung leidet, ist nicht einfach. Essstörungen zeigen oft geringe Selbstwahrnehmung. Atypische Essstörungen, zusammengefasst als OSFED (Other Specified Feeding And Eating Disorders), erleichtern das Verständnis und die Krankheitseinsicht. Selbstheilung ist selten, aber mit Krankheitseinsicht kann Therapie helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen. Jede Essstörung birgt Gefahren wie Gewichts- und Nährstoffmangel, Hormon- und Herz-Rhythmus-Störungen, Zahnschäden sowie psychische Probleme. Es ist entscheidend, Anzeichen ernst zu nehmen und Expert:innen für eine professionelle Einschätzung aufzusuchen.
Die Therapie atypischer Essstörungen ähnelt der typischer Essstörungen und spielt eine zentrale Rolle auf dem Weg zur Besserung. Eine individuell angepasste Verhaltenstherapie ermöglicht Betroffenen, neue Wege im Umgang mit der Erkrankung zu finden. Die Krankheitseinsicht ist dabei entscheidend, und die Zusammenarbeit mit Ernährungsexperten kann unterstützend wirken. Die Therapie zielt darauf ab, den Stress in Verbindung mit der Essstörung umzubewerten und neue, gesündere Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Durch diese professionelle Unterstützung kann der Heilungsprozess effektiv gefördert werden.

Eltern als Schlüssel bei Atypischen Essstörungen

Die Unterstützung durch Eltern ist entscheidend für die Bewältigung atypischer Essstörungen. Sensibilität, offene Kommunikation und gemeinsame Bewältigungsstrategien spielen dabei eine zentrale Rolle. Ein unterstützendes familiäres Umfeld mit gesunden Essgewohnheiten ist von großem Vorteil für Betroffene. Es gibt mittlerweile mehrere Möglichkeiten sich auch als Elternteil in dieser schwierigen Lage unterstützen zu lassen. Gut informierte, angeleitete Eltern können einen entscheidenden positiven Einfluss auf die Genesung ihres Kindes ausüben.

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Fazit:
Zusammenfassend sind atypische Essstörungen sehr komplex und weisen ein Risiko auf, übersehen zu werden. Die bedeutende Rolle der Eltern als Unterstützer:innen und die gezielte Therapie sind entscheidend für die Besserung. Es gilt, frühzeitig sensibilisiert zu sein und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Mit Verständnis, offener Kommunikation und professioneller Hilfe kann der Weg zur Genesung erfolgreich beschritten werden. Jede Form der Unterstützung spielt eine entscheidende Rolle auf diesem Weg der Heilung.