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Wenn Jugendliche sich "dick fühlen":
Tipps für unterstützende Eltern‍

Eltern stehen oft vor einer besonderen Herausforderung, wenn ihre Kinder Probleme mit dem eigenen Körper entwickeln oder sogar unter einer Körperschemastörung leiden. In diesem Bogpost möchten wir tiefer in das Thema eintauchen, Informationen bereitstellen und Eltern Tipps geben, wie sie ihre Kinder bestmöglich unterstützen können.

Was ist eine Körperschemastörung?

Die Körperschemastörung ist eine psychische Störung, bei der Jugendliche eine verzerrte Wahrnehmung ihres eigenen Körpers haben. Unabhängig von objektiven Fakten empfinden sie sich als zu dick, selbst wenn sie untergewichtig sind. Diese gestörte Körperwahrnehmung ist ein häufiger Aspekt von Essstörungen und kann zu ernsthaften psychischen Belastungen und negativen Verhaltensweisen führen.

Anzeichen einer
Körperschemastörung erkennen

Ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Jugendliche, die von einer Körperschemastörung betroffen sind, empfinden oft anhaltende Unzufriedenheit mit ihrem äußeren Erscheinungsbild, unabhängig von ihrem Gewicht und anderen Merkmalen. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit bleibt auch bei Veränderungen, wie beispielsweise Gewichtsverlust, bestehen.
Die Körperschemastörung beeinflusst die Selbstwahrnehmung, und die negativen Gedanken über das eigene Aussehen sind nicht zwangsläufig an das tatsächliche Gewicht gebunden. Viele Betroffene erkennen ihr Untergewicht nicht und nehmen sich als übergewichtig oder unförmig wahr.

Übermäßige Beschäftigung mit dem Körper

Ein intensives Interesse oder sogar Zwang, den eigenen Körper zu überwachen und zu kontrollieren, kann auf eine Körperschemastörung hinweisen. Betroffene neigen beispielsweise dazu, außergewöhnlich häufig und intensiv ihr Erscheinungsbild im Spiegel zu überprüfen.

Vermeidung von sozialen Aktivitäten

Aufgrund ihrer verzerrten Körperwahrnehmung fürchten Betroffene oft kritische Blicke oder abwertende Kommentare von anderen. Dies führt dazu, dass sie soziale Aktivitäten meiden, bei denen ihr Körper im Mittelpunkt stehen könnte. Der Wunsch, unsichtbar zu bleiben, kann zu Isolation und damit zusätzlicher emotionaler Belastung führen.

Körperschemastörung als Teil von Essstörungen verstehen

Die Körperschemastörung ist tief in den komplexen Mechanismen von Essstörungen verwurzelt. Jugendliche, die unter dieser psychischen Erkrankung leiden, sehen sich selbst auf eine verzerrte Weise, die von objektiven Fakten abweicht. Selbst wenn sie untergewichtig sind, empfinden sie sich als zu dick. Diese verzerrte Körperwahrnehmung ist nicht nur eine eigenständige Herausforderung, sondern auch ein häufiger Begleiter von Essstörungen.
Im Kontext von Essstörungen kann die Körperschemastörung zu einer Vielzahl ernsthafter psychischer Belastungen führen. Die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen körperlichen Realität und der wahrgenommenen Realität kann zu negativen Verhaltensweisen wie übermäßigem Sport, exzessivem Diätverhalten oder sogar selbstzerstörerischen Methoden führen, die darauf abzielen, das wahrgenommene "Übergewicht" zu bekämpfen. Die fixierte Idee, dass der eigene Körper nicht den gesellschaftlichen Standards entspricht, kann zu ernsthaften Problemen im Selbstwertgefühl und im Umgang mit Nahrung führen. Es ist wichtig, die Körperschemastörung als integralen Bestandteil von Essstörungen zu verstehen, um angemessen darauf reagieren und Unterstützung bieten zu können.
lächelnde Frau (Anne)

"Während meiner Essstörung habe ich keinen Spiegel, keine spiegelnde Oberfläche ausgelassen. Was für Außenstehende dann schnell oberflächlich und selbstverliebt wirkt, ist eigentlich das Gegenteil: Ein großer trauriger Zwang sich immer wieder zu überprüfen, aus einer tiefen Unsicherheit heraus. Mir hat es sehr geholfen enge Vertraute über meine Körperschemastörung zu informieren und zu wissen, dass ich bei ihnen jederzeit meine Selbstzweifel äußern darf und sie mir immer empathisch zuhören werden und mich nicht kritisieren oder mir meine Gefühle absprechen."

Tipps für unterstützende Eltern

Kommunikation fördern

Betroffenen hilft es einen offenen Raum für Gespräche zu haben. Sie sollten ihre Gefühle ausdrücken können, ohne befürchten zu müssen dafür beurteilt zu werden. Kommentare über Gewicht oder Aussehen sollten dabei vermieden und stattdessen Empathie gezeigt werden.

Informieren Sie sich

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Gemeinsame Aktivitäten

Ermuntere zu gemeinsamen Aktivitäten, die Spaß machen und den Fokus weg von körperlichen Ängsten lenken.
Das gemeinsame Erleben stärkt zusätzlich die emotionale Bindung, die aufgrund der Essstörung ins Wanken geraten kann.

Unterstützung suchen

Suche mit und für dein Kind professionelle Hilfe bei einer:m Therapeut:in, die:der idealerweise Erfahrung mit Essstörungen hat. Eine frühe Intervention kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen. Einen Überblick über aktuell verfügbare Therapieplätze für Essstörungen bietet beispielsweise der Bundesfachverband Essstörungen.

Positive Körperbilder fördern

Sprich fokussiert positive Eigenschaften und Talente deines Kindes an, die nichts mit dem Aussehen zu tun haben. Betone die Vielfalt und Schönheit unterschiedlicher Körperformen und lebe ihm gesunde Verhaltensweisen vor. Abfällige Kommentare über Dritte bezüglich ihrer Essensmenge, Gewichtszunahme-/Abnahme oder Ähnlichem sollten unbedingt vermieden werden. Nicht nur die direkten Aussagen gegenüber deinem Kind formt sein Verhältnis zu Essen, Gewicht und Figur, auch indirekte Nachrichten prägen das Unterbewusstsein.
Fazit:
Die Körperschemastörung ist eine ernste psychische Belastung, die oft im Kontext von Essstörungen auftritt. Eltern von Jugendlichen, die Anzeichen dieser Störung zeigen, spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung ihrer Kinder. Es ist wichtig, die Herausforderungen, die mit der verzerrten Körperwahrnehmung einhergehen, zu verstehen und einfühlsam darauf zu reagieren.

Wenn du unsicher bist, ob dein Kind eine Essstörung hat, sind folgender Artikel und folgender Test vielleicht auch interessant für dich:

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