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Orthorexie – wenn gesunde
Ernährung krank macht

Essstörungen betreffen nicht nur extreme Fälle von Überessen oder Hungern. Orthorexie ist eine Essstörung, die in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Diese Störung betrifft Menschen, die sich zwanghaft mit gesunder Ernährung beschäftigen und „Clean Eating“ ohne jegliche ungesunde oder chemische Zusätze anstreben. Menschen mit Orthorexie schränken sich sehr ein und meiden bestimmte Nahrungsmittelgruppen vollständig. Obwohl diese Störung nicht notwendigerweise mit Gewichtsverlust oder -zunahme verbunden ist, kann Orthorexie eine Vorstufe für die Entwicklung von Anorexie darstellen.
lächelnde Frau (Anne)

"Bei mir war genau das der Fall: Ich habe einige Monate lang ausschließlich gesund gegessen, wobei "ausschließlich" das passende Wort ist. Immer mehr Lebensmittel kamen auf meine "Verbotsliste". Zuerst habe ich angefangen auf Schokolade zu verzichten, dann auf kohlenhydratreiche Beilagen wie Reis oder Nudeln und letztendlich habe ich mich fast ausschließlich von Gemüse und Salat ernährt. Und war mitten in der Anorexie gelandet."

Das Thema Orthorexie ist heute aktueller denn je, da die allgemeine Gesundheitswelle und das steigende Interesse an gesunder Ernährung zu einem höheren Bewusstsein für diese Störung führen. Insbesondere in sozialen Medien wird die Idee, sich durch „Clean Eating“ zu verbessern, stark beworben und kann somit dazu beitragen, dass Menschen in die Falle der Orthorexie geraten. Die COVID-19-Pandemie hat auch zu einem Anstieg der Prävalenz von Essstörungen geführt, da sich viele Menschen wegen der sozialen Isolation und der Einschränkungen bei der Nahrungsmittelversorgung mehr auf ihre Ernährung konzentrieren.

Es ist wichtig zu betonen, dass Orthorexie keine gesunde Verhaltensweise ist und dass die Einschränkung auf bestimmte Lebensmittelgruppen zu Mangelernährung und anderen gesundheitlichen Problemen führen kann. Die Verbindung zwischen Orthorexie und Anorexie unterstreicht die Dringlichkeit, auf Symptome von Essstörungen zu achten und rechtzeitig Hilfe zu suchen. Eine frühzeitige Intervention und Behandlung können dazu beitragen, dass sich die Symptome nicht verschlimmern und eine vollständige Genesung möglich wird.Insgesamt sollten wir uns bewusst sein, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist, aber nicht zwanghaft und fanatisch betrieben werden sollte. Es ist wichtig, eine ausgewogene und vielfältige Ernährung zu praktizieren und gleichzeitig das Verlangen nach perfekter Gesundheit loszulassen.

Orthorexie ist schwer zu erkennen, da es oft als "gesund" und "positiv" angesehen wird, wenn jemand sich um seine Ernährung kümmert. Es ist wichtig, auf Symptome wie das ständige Bedürfnis, die Ernährung zu verbessern und zu optimieren, die zunehmende Besessenheit von gesunder Ernährung, den Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen, Schuld- oder Angstgefühle bei Verstoß gegen die Ernährungsgewohnheiten sowie soziale Isolation aufgrund der Beschränkung auf bestimmte Lebensmittel zu achten.

Orthorexie-Test

Für eine Einschätzung ob Orthorexie vorliegt eignet es sich die folgenden validierten Fragen* zu stellen:

1.  Sind deine starren und restriktiven Ernährungsgewohnheiten durch Sorge um deinen Gesundheitszustand bedingt?
2.  Würdest du zustimmen, dass eine gesunde Ernährung dein Selbstwertgefühl steigert?
3.  Glaubst du, dass der strikte Verzehr gesunder Lebensmittel dein Aussehen verbessern kann?
4.  Hattest du in den letzten drei Monaten bei Gedanken an Essen Schuldgefühle, Scham und Angst?
5.  Beschäftigt dich der Gedanke ans Essen mehr als drei Stunden am Tag?
6.  Verändert gesundes Essen deinen Lebensstil (Häufigkeit von Restaurantbesuchen, Freunde, ...)
*Quelle: Rogoza, R., Donini, L.M. Introducing ORTO-R: a revision of ORTO-15. Eat Weight Disord 26, 887–895 (2021). https://doi.org/10.1007/s40519-020-00924-5
Die Behandlung von Orthorexie ähnelt der von anderen Essstörungen. Eine Therapie kann helfen, die Beziehung der Betroffenen zur Nahrung zu normalisieren und ihnen beizubringen, wie sie eine ausgewogene und gesunde Ernährung praktizieren können, ohne dabei zwanghaft zu sein. Eine Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie und Ernährungsberatung können Teil der Behandlung sein. Die Heilung von Orthorexie ist ein längerfristiger Prozess, der ein Engagement für Veränderungen im Lebensstil erfordert.
Fazit:
Orthorexie ist eine ernstzunehmende Essstörung, die aufgrund des wachsenden Interesses an gesunder Ernährung und der verstärkten Nutzung sozialer Medien zunehmend an Bedeutung gewinnt. Obwohl Orthorexie nicht unbedingt mit Gewichtsveränderungen verbunden ist, kann sie ein Vorläufer für Anorexie sein und zu Mangelernährung und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Es ist wichtig, auf Symptome wie die Besessenheit von gesunder Ernährung, den Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen und soziale Isolation zu achten und rechtzeitig Hilfe zu suchen. Eine frühzeitige Intervention und Behandlung können dazu beitragen, dass sich die Symptome nicht verschlimmern und eine vollständige Genesung möglich wird. Eine ausgewogene und vielfältige Ernährung sollte praktiziert werden, ohne das Verlangen nach perfekter Gesundheit zwanghaft zu verfolgen.

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